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Die Pader

Spannende Tour entlang des kürzesten Flusses Deutschlands

Von ihren rund 200 Quellen bis zur Mündung fließt die Pader gerade einmal 4,6 Kilometer. Deutschlands kürzester Fluss entspringt mitten in Paderborn und endet auch schon wieder an der Stadtgrenze. Trotz – oder gerade wegen – ihrer kompakten Größe ist die Pader einzigartig. Denn auf nur 4,6 Kilometer lässt sich nachverfolgen, wie Quellen, Flusslauf und Mündung im Laufe der Jahrhunderte kulturell und wirtschaftlich ganz typisch genutzt wurden.

Flusskultur auf engstem Raum

Typische europäische Wasserkultur wird in Paderborn an 14 Stationen entlang der Pader erlebbar gemacht. So erfahren Besucherinnen und Besucher unter anderem, wie historische Mühlen und Pumpensysteme funktionierten, wie Wasser zu Beginn des 20. Jahrhunderts entkeimt und Badeanstalten betrieben wurden.

Die Pader ist als Beispiel europäischer Wasserkultur derzeit Kandidat für das Europäische Kulturerbe-Siegel. „Besonders interessant an der Pader ist, wie sie einerseits ganz typisch ist für die historische Wassernutzung einer europäischen Mittelstadt und andererseits ein Einzelphänomen darstellt durch die hohe Konzentration an wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Einrichtungen auf engsten Raum direkt am Fluss“, sagt Prof. Dr. Michael Ströhmer, Experte für Umwelt und Klimageschichte mit Schwerpunkt „Kommunale Wasserregime” von der Universität Paderborn.

Das Europäische Kulturerbe-Siegel markiert Orte und Stätten, die eine besondere Bedeutung für europäische Werte haben und stellvertretend für die gemeinsame europäische Geschichte und Kultur stehen. Aktuell führen lediglich 60 Orte in ganz Europa das Siegel.

Warum sind die Quellen der Pader besonders?

Bereits vor 1200 Jahren sahen die „Ur-Paderborner“ die Paderquellen als heiligen Ort an und besiedelten die Gegend. Doch warum liegen an dieser Stelle derart wasserreiche Quellen? Durch die Paderborner Hochfläche fließen kaum Gewässer. Der dortige klüftige und wasserdurchlässige Untergrund lässt das Regenwasser schnell einsickern. Unter der Stadt Paderborn, dessen Zentrum am Fuße des Hochlandes liegt, trifft das unterirdisch fließende Wasser auf eine undurchlässige Mergelsteinschicht. Sie staut das Wasser, das dadurch an die Oberfläche steigt und in Paderborn aus rund 200 Quellen sprudelt.

Von Karl dem Großen bis zum Ozonwasserwerk

Die Quellen der Pader zählen mit bis zu 9000 Litern Wasser pro Sekunde zu den stärksten innerstädtischen Quellen Europas. Der Wasserreichtum ist einer der Gründe, warum Karl der Große genau hier 776 eine Kaiserpfalz gründete. Von ihr aus steuerte er die Eroberung und Christianisierung der Sachsen. Später wurde die Kraft des Paderwassers für das alltägliche Leben wie Handwerk-, Mahl- und Ölmühlen genutzt.

Die trotz der kurzen Distanz große Wassermenge ermöglichte in der frühen Neuzeit ein dicht bebautes Mühlenquartier und drei Wasserkünste entlang der Quellen innerhalb der Stadtmauern. „Während bei anderen Flüssen Mühlen hintereinander entlang der Gewässer lagen, konzentrierten sie sich in Paderborn nebeneinander an den sechs Quellarmen mitten in der Stadt“, erklärt Historiker Ströhmer. Während der Industrialisierung wurde der Fluss begradigt, um ihn besser für die umliegende Landwirtschaft und die Abwasserreinigung nutzen zu können.

Die dichte Besiedlung im Quellgebiet führte zu hygienischen Problemen bei der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. Dagegen entstand Anfang des 20. Jahrhunderts ein zukunftsweisendes Ozonwasserwerk an der Pader, das Quellwasser elektrisch entkeimte. Diese Pionierleistung wirkte sich auf die Hygiene und Wasserqualität in ganz Europa aus. Delegationen, u.a. aus St. Petersburg und Paris, besichtigten die Anlage und bauten sie in ihren Städten nach.

„Paderborn ist ein sehr gutes historisches Beispiel für eine hydraulische Gesellschaft“, sagt Ströhmer. „Politik, Wirtschaft und ökologische Nachhaltigkeit dieser Gesellschaften sind direkt abhängig von einer erfolgreichen Nutzung der Wasserkraft.“

Seit den 1990ern wurde die Pader schrittweise renaturiert. Heute leben wieder viele Fischarten, Kleinstlebewesen und vermehrt Eisvogel, Wasseramsel und Biber innerstädtisch im und am Fluss. Für die Renaturierungsmaßnahmen am mittleren Paderquellgebiet wurde es unter anderem mit dem Deutschen Städtebaupreis 2023 und dem Bundespreis Stadtgrün 2020 ausgezeichnet.

Der hohe Anteil natürlicher Flächen mitten in der Stadt kommt heute dem Mikroklima und der Lebensqualität der Paderbornerinnen und Paderbornern zu Gute.

Die Geschichte des Flusses anhand der 14 Informationsstationen lässt sich zum Beispiel auf der „PaderWanderung“ nachverfolgen, Deutschlands erstem Qualitäts-Stadtwanderweg. Die Wanderung führt auch ans Ende der Pader, wo sie in die deutlich wasserärmere Lippe fließt.

Direkt an der Mündung liegt das prachtvolle Schloss Neuhaus. Seine markante Gestaltung mit Wassergraben und Vierflügelanlage mit runden Ecktürmen erhielt das Schloss im 16. Jahrhundert und machen es zu einem der wichtigsten und schönsten Beispiele der Weser-Renaissance.

Alle Fotos: Credit Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn mbH/Maximilian Lingen.

Hier gibt es tolle Radtouren rund um Paderborn auf Komot: