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Über die Beziehung zwischen Menschen und Fahrrädern

In knapp zwei Wochen ist es wieder soweit: Am 19. und 20. Oktober läuft das 13. Internationale Festival des Fahrrad-Films in den Flottmann-Hallen, Herne. Am Samstag stehen 15 Filme aus 10 Ländern im Wettbewerb um die Goldene Kurbel, dem weltweit ältesten Filmpreis für den Fahrrad-Film.

Das 13. Programm des Internationalen Festival des Fahrrad-Films erzählt viele Geschichten über die Beziehung zwischen Mensch und Fahrrad, die allerhand philosophischen und unterhaltsamen Stoff liefert. Richtig schön queer geht es in “A Bicycle in Love“ zu, ein Film über die glückliche Liebe zwischen Daisy und dem charmanten Fahrrad Greg. An anderer Stelle empfiehlt es sich, Taschentücher bereit zu halten, denn wie im echten Leben enden die filmischen Beziehungen oftmals tragisch, wie etwa in der zauberhaften Animation „Bike Ride“ von Tom Schroeder aus den USA.

Das Rad als Befreiung: „Escape“ und „Edouard“

Zwei kanadische Filmbeiträge thematisieren das Fahrrad als Fluchtmittel aus Enge und Beklemmung.  Jean-Aimé Bigirimana, ein kanadischer DJ mit ruandischen Wurzeln, versucht den Ausbruch aus dem Stadtleben. Im Film „Escape“ von Anjali Nayar flieht er mit dem Singlespeed-Rad, astronautengleich und bildgewaltig, ins ewige Eis Kanadas. Auch Edouard, ein junger Teenager in François Fourniers gleichnamigen kurzem Spielfilm, versucht die Flucht und lotet mit dem Fahrrad die Grenze seiner Kindheit aus.

Das Lastenfahrrad als überlegenes Transportmittel

Zwei Kurzfilme stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass das Lastenrad im echten Leben unterschätzt wird. Der Film „Siedelei“ aus Salzburg erzählt in breitem Österreichisch, dass es beim Transport einer Waschmaschine mit dem Auto ganz schön „deppert“ zugehen kann, einfacher geht es mit dem Fahrrad. Kommt eine Vielzahl von Lastenräder zusammen, lassen sich sprichwörtlich Berge versetzen, wie „On the Move“ zeigt, gedreht von der Dortmunder Velokitchen-Fahrradszene, deren vegane Kochkünste seit vielen Jahren die Zuschauer/innen des ICFF erfreuen.

Bild: Boaz Kaizman

„Tigersprung“ über Albert Richter und Ernst Berliner

Das Festival wäre keins ohne den politischen Film, und ein besonderes Gewicht kommt „Tigersprung“ zu, ein Film von Boaz Kaizman, Peter Rosenthal und Marcus Seibert. Er ist dem Leben von Albert Richter gewidmet, 1932 Amateur-Weltmeister auf der Bahn, 1940 von der Gestapo ermordet.  Im Zentrum des Films steht sein jüdischer Manager, der Kölner Ernst Berliner, der, vor den Nazis fliehend, in den Niederlanden überlebt. Er versucht den Fall in den 1960er Jahren zur Anklage zu bringen, aber die deutsche Justiz will kein Verfahren eröffnen. Auch seine Kölner Mitmenschen sehen ihn lediglich als „die Störung“. Es bleibt die Erfahrung vollkommener Ablehnung. Ernst Berliner reist heim in die USA mit dem Vorsatz, nie wieder nach Deutschland zurück zu kehren.

15 Filme aus zehn Ländern

Im Programm des 13. ICFF stehen insgesamt 15 Filme aus zehn verschiedenen Ländern, darunter experimentelles Kino aus Belgien und Großbritannien, Dokumentationen aus Guatemala und Deutschland, für die spirituelle Erbauung sorgt der Film „Der Langsamwallradfahrer“ von Fritz Tietz: „Nicht nur die Wege des Herrn sind unergründlich, zuweilen sind es auch seine Radwege“. Das 13. ICFF macht sich auf diesen Weg, manchmal steinig, weitenteils auf sehr unterhaltsamen Abschnitten.

Goldene Kurbel und Rahmenprogramm    

Höhepunkt des Abends ist die Verleihung der Goldenen Kurbel für den besten Fahrrad-Film. Der von der Hohen Programmkommission des Festivals vergebene, älteste Filmpreis für Fahrrad-Filme weltweit, ist mit Preisgeldern in Höhe von 500 Euro dotiert, die von der Kulturinitiative Herne gestiftet wurden.

Am Vorabend: Rough Conditions Adventure Film Festival – 19. Oktober   

Traditionell beginnt das Filmfestival-Wochenende am Freitag, den 19. Oktober. Um 20 Uhr wird das vierte Rough Conditions Adventure Film Festival gezeigt:  Mit acht Filmen und dem extrem kurzweiligen Vortag über neueste Abenteuer von Erwin Zantinga aus den Niederlanden. Eine offene Podiumsdiskussion über die Sehnsucht nach dem Ungewissen bildet den Abschluss des Abends.

International Cycling Film Festival   

Das International Cycling Film Festival wurde 2006 gegründet und zeigt Filme, die das Fahrrad zum Thema haben. Es findet jährlich an vier festen Spielstätten in Deutschland, Polen und den Niederlanden statt und gibt zusätzlich zahlreiche Gastspiele in Europa. Es wird organisiert vom Europäischen Büro für Filmkunst und Fahrradkultur e.V. gemeinsam mit dem Bochumer „Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling“ und dem Herner Roomservice – Forum für Jugendkultur.

Zeitplan

  1. Oktober 2017, 20 Uhr – 4rd Rough Conditions Adventure Film Festival
  2. Oktober 2017, 20 Uhr – 13. Internationales Festival des Fahrrad-Films (ab 17.30 Uhr Rahmenprogramm mit Fahrradspezialfilmen u.v.m.)

Weitere Informationen zum Festival gibt es im Internet unter www.cyclingfilms.de