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Buchtipp Oktober 2022

Vuelta Skelter

Nach der diesjährigen 77. Vuelta a Espana mit dem Gesamtsieger Remeo Evenepoel, macht es Spass sich auf eine etwas andere Spanien-Rundfahrt einzulassen – von und mit Tim Moore, britischer Autor und Journalist, der meisterhaft sein eigenes, oft schmerzliches Erleben dieser Rundfahrt mit dem Sieger der Vuelta 1941 verknüpft.

Denn der Sieg bei der Vuelta 1941 durch Julián Berrenderos war eine denkwürdige Form von Wiedergutmachung mit den Mitteln des Sports. Der spanische Radprofi hatte gerade 18 Monate in Francos Konzentrationslagern verbracht, als Strafe für seine Sympathiebekundungen für die Republikaner während des Bürgerkriegs. Neunundsiebzig Jahre später entwickelte der ewig überehrgeizige Radabenteurer Tim Moore eine Faszination für Berrenderos Geschichte und machte sich mit einem alten Rennrad, das mit dem Namen des großen Mannes übersät war, auf den Weg, um die knapp 4.400 Kilometer lange Strecke seines Triumphs nachzufahren – und das inmitten einer weltweiten Pandemie.

Das Resultat ist eine Geschichte von brutaler Hitze und einsamen Straßen, von Ruhm, Erniedrigung und noch viel mehr Erniedrigung. Unterwegs erzählt Tim Moore von den noch immer lebendigen Tragödien des Bürgerkriegs und begegnet höchst geselligen und zugleich beeindruckend verantwortungsbewussten Einheimischen, die ständig hin- und hergerissen sind zwischen der freudigen Begrüßung des einzigen ausländischen Besuchers ihres Landes und der Versuchung, ihn und sein dreckiges Fahrrad in einen Bottich mit antiviralem Gel zu stecken.

 

Tim Moore
Vuelta Skelter
Ein Mann, ein Rad und eine denkwürdige Spanien-Rundfahrt
336 S., 16,80 €
Covadonga-Verlag, Bielefeld
www.covadonga.de